Analoge Filme digitalisieren – Erfahrungsbericht
In einer freundlichen E-Mail Korrespondenz mit dem Foto- & Video Pro Andreas Beitinger (WebSite – fotovideotec.de) zu einem eigentlich ganz anderen Thema, hatte ich bei einem Punkt nachgefragt. Denn in einer Diskussion zum Thema Framerate von Videos bei YouTube, die ich nach einer Rückfrage bei YouTube mit 30 fps verortet hatte, führte Andreas an, dass die YouTube Framerate inzwischen nativ sei. Und nicht einfach nur Vielfache oder Teiler von 30 sind, wie ich vermutet hatte. Nein, sogar digitalisierte Super-8 Filme mit Frameraten von 18, würden bei YouTube nativ präsentiert werden.
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Das waren natürlich hoch interessante News für mich. Und ich muss YouTube – bayerisch gesprochen “etwas schimpfen” für deren fahrlässig an mich übermittelten, falsche Infos – noch dazu in eigener Sache. So etwas nervt mich ungemein. Denn ich versuche immer sehr gründlich zu recherchieren. Leider aber hatte meine Anfrage wohl gar keinen Techniker zu Gesicht bekommen. Und so fiel die Antwort dann fehlerhaft aus, wie es Andreas freundlicherweise aufgedeckt und richtig gestellt hatte. So kann ich den Fehler korrigieren.
Noch interessanter jedoch war für mich der Umstand, dass Andreas seinen Einwand u.a. auf eine Erfahrung mit der Framerate 18, die er wohl bei der Digitalisierung von Super-8 Filmmaterial verwendet hatte, stützte, die YouTube nativ darstellen können würde.
Spannend war das für mich deshalb, weil ich sehr viele, alte Super-8 Familienfilme besitze. Die schlummern schon viel zu lange im Keller vor sich hin. Und zerstören sich langsam aber sicher. Bei einer Nachfrage an Andreas dazu, wie er denn seine Super-8 Filme digitalisiert habe, schrieb er mir Folgendes:
(Den nachfolgenden Text habe ich typo-mäßig leicht redigiert – ohne inhaltlich etwas zu ändern).
Hallo Markus,
mit dem Thema DIY-Super-8-Digitalisierung bin ich leider an Grenzen gestoßen.
Ich hatte vor Jahren mal mit meinem damaligen DV-Camcorder einige Filme abgefilmt, und das ging ganz ordentlich.
Den Projektor hatte ich mit Hilfe eines Dimmers etwas runtergeregelt (auf ca. 16 2/3 Bilder/Sekunde) und dann bekam ich ein weitgehend flimmerfreies Ergebnis. Nicht optimal war die Dynamik, d. h. das Video war zu kontrastreich. Und sehr helle und sehr dunkle Stellen aus dem Film gingen verloren.
Später wollte ich das Ganze mit einem HD-Camcorder wiederholen, aber ich bekam das Flimmern nicht mehr weg. Wie ich heute weiß, lag es am CMOS-Sensor mit seinem Rolling-Shutter-Effekt. Der alte Camcorder hatte noch einen CCD-Sensor und reagierte gutmütiger aufs Flimmern. Man muss also davon ausgehen, dass die Methode des Abfilmens mit den meisten heutigen Kameras nicht mehr flimmerfrei funktionieren würde.
Als ich dann von einem Onkel eine Kiste von weiteren Super-8-Filmen erbte und sich die Frage erneut stellte, habe ich mich entschlossen, einen Dienstleister zu beauftragen. Ich habe bei Löhr in Ludwigsburg eine Roh-Digitalisierung machen lassen. D. h. eine nicht korrigierte HD-Abtastung in der originalen Framerate (nicht auf irgendein Norm-Videoformat umgerechnet). Das Material habe ich dann selber an einigen Stellen farbkorrigiert sowie einer Stabilisierung (Korrektur des schlechten Bildstandes) unterzogen. Ich habe sogar einmal versucht, Zwischenbilder zu interpolieren, um die Bewegungen flüssiger und lebensechter zu kriegen. Das hat aufgrund des körnigen Ausgangsmaterials aber nur unzureichend geklappt.
Ich halte heute die Digitalisierung von Einzelbildern für den besten Weg. Weil man so die Original-Framerate erhalten – und Mischbilder vermeiden kann. Sauber getrennte Einzelbilder sind übrigens auch die Voraussetzung für eine nachträgliche Stabilisierung. Das schrittweise Digitalisieren von Einzelbildern in DIY zu machen, erscheint mir allerdings recht schwierig. Da müsste man schon sehr viel Arbeit investieren, um eine geeignete Vorrichtung zu bauen.
Es gab/gibt von Reflekta zwei fertige Digitalierungsgeräte für Super 8, die Einzelbilder liefern können. Wenn ich es heute für mich zuhause machen wollte, würde ich am ehesten so ein Gerät besorgen. Die Geräte sind aber nicht billig und die Testberichte sind durchwachsen. Besonders beim Thema Dynamik.
Kurz gesagt:
So richtig empfehlen kann ich das Selbermachen nicht mehr. Der Dienstleister mit Profi-Abtaster erscheint mir heute die bessere Wahl. Wenn man selber genug Ahnung von Videobearbeitung hat, muss man ja keine Fix & Fertig-Digitalisierung oder gar eine fertig gebrannte DVD bestellen. Sondern kann mit dem Dienstleister sprechen und auch einen “Roh-Scan” in einem Intermediate-Format bekommen.
Interne Links
- Make’n GO Blog: Übersicht Erfahrungsberichte
Externe Links
- Stiftung Warentest: Digitalkameras (Update 2022 – empfehlenswert!)
- Beitinger: Textvorlage zum Drehbuch schreiben
- fotovideotec: Interessantes rund um die Foto- und Videotechnik
Bildnachweis: Beitragsbild von Dan via Pixabay
Über den Autor: Andreas Beitinger schreibt über seine Site im Impressum zurückhaltend:
“Sehr geehrte Leser! Diese Internetseite ist ein Hobbyprojekt, das ich persönlich betreibe.
Es steht keine Firma dahinter, sondern allein meine Person.”
Anmerkung: Ich finde Hobby stark untertrieben. Denn die Expertise, der Du auf Andreas’ Site begegnest ist hochprofessionell. Ich kann fotovideotec.de allen Foto- & Video-Interessierten empfehlen, die tiefer einsteigen wollen. Andreas betreibt noch weitere Sites, z.B. zum Thema Drehbuch oder Satellitenempfang.
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